Biografie 017
Biografie Christiane Fichtner
25. Mai 1974 geboren
Mutter Souffleuse am Stadttheater Gelsenkirchen. Vater Ohrenspezialist am
Klinikum Essen.
1980-1993 Schulbildung mit Abiturabschluss,
Note 1,2. Stellvertretende Schulsprecherin und Mitglied des Stadtschülerrates.
Trotz des hervorragenden Schulabschlusses will Christiane ihren Kindheitstraum
verwirklichen und an einer Kunsthochschule studieren. Der Vater hält
seine Enttäuschung nicht zurück. Er fasst ihr Verhalten als Rebellion
gegen die Vorstellungen der Eltern auf und sieht ihre künstlerische Begabung
nicht.
1994 Wird zunächst an der Kunsthochschule
abgelehnt und bekommt auch sonst keinen Studienplatz.
1994 bis 1995 Verschiedene Gelegenheitsjobs,
weil die Eltern eine finanzielle Unterstützung verweigern. Zieht in eine
WG, wo sie auf dem Gaskocher abwechselnd Tütensuppen und Nescafé
kocht. Setzt sich in ihrer Freizeit mit der europäischen Kunstgeschichte
wie auch der ostasiatischen Tradition der Bildherstellung auseinander.
Bewirbt sich 1996 erneut an mehreren Kunsthochschulen.
Erhält in Bremen lediglich über das Losverfahren einen Studienplatz.
1996-1998 Studium Freie Kunst an der HfK Bremen.
1997 Eine französische Austauschsstudentin,
Sängerin der Band „Pas sur la bouche“, wird zur engen Freundin.
Sie entwirft die Kostüme für die Band. Durch den Plattenvertrag
mit dem Pariser Musik-Label Damage und der darauf folgenden Tour werden ihre
Kostüme immer wieder in der Presse hoch gelobt.
1998 Abschluss Master of Fine Arts, Nebenjob
am Bremer Theater als Kostümbildnerin. Bekanntschaft mit der Requisiteurin
Bianca Lech. Wird sich ihrer Bisexualität bewusst. Lebt in der freizügigen
Theaterwelt auf. Sie gründet ihr eigenes Modelabel UNISEX.
1999 Meisterschülerin bei Rolf Thiele.
Als Abschlussarbeit heiratet sie den schwulen Aids-Aktivisten Gary Wayout
in einer öffentlichen Performance. Statt Ringe zu tauschen, piercen sich
Braut und Bräutigam gegenseitig. Diese Performance erregt die Aufmerksamkeit,
nicht zuletzt, weil Gary HIV-positiv ist und deshalb der Kontakt mit seinem
infizierten Blut ein Risiko darstellt.
2000 Beim Trampen lernt sie einen kenianischen
Architekturstudenten kennen, der sich sein Studium finanzierte, indem er deutsche
Luxuslimousinen in seine Heimat überführte, und beschließt,
mit ihm zu fahren. Reist ein Jahr in Kenia und Tansania umher und realisiert
verschiedene Kunstprojekte. U. a. Dokumentation der unterschiedlich geflochtenen
Haare, die im Fotoband „Flechtwerk“ im Revolver Verlag veröffentlicht
wurden. Bei der Präsentation des Künstlerbuches auf der Frankfurter
Buchmesse findet eine Performance statt, bei der Christiane Fichtner ihre
Haare mit denen einer Kenianerin zusammenflicht, die in wenigen Tagen abgeschoben
werden soll.
2001 Ausstellung „Der Fremde ist der
Gast, der bleibt“.
2002 Reise nach Kho Tao, einer kleinen thailändischen
Insel. Dort Beginn der Selbstständigkeit mit einer Cocktailbar am Strand,
die wegen ihrer abstrakt gehaltenen Zeichnungen von Korallenriffen, Strandgut
und den Badeperformances zum Szenetreff für Künstler und Kunstinteressierte
wird.
2004 Die Einreise in die USA zur Eröffnung
einer Gruppenausstellung in New York, an der sie teilnimmt, wird ihr verweigert.
Ihre Arbeit besteht aus der Vergabe der Green Card an jeden Besucher.
2005 Trennung von ihrem langjährigen
Freund, der als Künstler kaum Erfolg hat und mit der Konkurrenz seiner
Frau nicht zurechtkommt. Alkoholabhängigkeit, Entwöhnung in Berlin.
2006 „Luftschnappen“, Kunstaktion
im öffentlichen Raum, Volkspark Friedrichshain, Berlin.
2007 Mitglied der Künstlergruppe ENAF.
Der Gruppe gehören Recyclingkünstler und Kunsttheoretiker an. Sie
fordern: Hört auf mit der Überproduktion von Kunstwerken! Es gibt
zu viele Kunstwerke auf der Welt!
Die vielfältigen Formen von Christiane Fichtners unverwechselbaren Crossover
schaffen nicht nur Hierarchien ab, sie sind auch eine Kampfansage an jeden
elitären Kunst- und Ästhetikbegriff.
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